Individuelle Vermögensverwaltung / Market Volatility

Eine gewisse Einordnung – und Disziplin – angesichts der zuletzt volatilen Märkte

Unseres Erachtens ist es wichtig, stets Geduld und Disziplin zu wahren.

Während wir uns der traditionellen Feiertagssaison nähern, scheinen die Märkte nicht in festlicher Stimmung zu sein. Nachdem sie am 3. November ihr jüngstes Allzeithoch erreicht hatten, gaben globale Aktien an acht der letzten 14 Handelstage um insgesamt 4,0 Prozent nach.[i] Dies entspricht beinahe der Hälfte einer Korrektur (ein starker, stimmungsbedingter Rückgang um 10–20 Prozent). Die Schlagzeilen warnten vor allem in den USA vor noch Schlimmerem. In Zeiten wie diesen ist es aus unserer Sicht für Anleger ratsam, einen Schritt zurückzutreten, die Lage genau zu beobachten und Geduld zu bewahren.

Wie bereits erwähnt, ist an den Märkten lediglich eine Mini-Korrektur beziehungsweise ein leichter Rückgang zu beobachten. Aber auch davon abgesehen besteht bei Korrekturen unserer Ansicht nach nicht direkt Handlungsbedarf. Aus unseren Analysen geht hervor, dass diese starken Rückgänge ausgehend von jüngsten Höchstständen in der Regel genauso rasch verschwinden wie sie auftreten und sich nicht vorhersagen lassen. Unserer Erfahrung nach erachten Anleger die Partizipation an einem Bärenmarkt (ein anhaltender, fundamental bedingter Rückgang um mehr als 20 Prozent) als das grösste Risiko für ihre Anlageziele. Und das ist auch verständlich.

Diese Rückgänge können beängstigend sein. Während der schlimmsten Bärenmärkte fühlt es sich womöglich so an, als würden sie niemals enden. Durch die tief sitzende Panik, die in den Schlussphasen von Bärenmärkten herrscht, kann der Eindruck entstehen, dass die Erholung viele Jahre in Anspruch nimmt – wenn sie denn überhaupt eintritt. Als Folge reden sich viele Anleger ein, dass frühzeitiges Handeln nicht voreilig, sondern klug sei.

Dies ist gemäss unserer Untersuchung der vergangenen Marktentwicklung jedoch ganz und gar nicht der Fall. Korrekturen und Mini-Korrekturen treten weitaus häufiger auf als Bärenmärkte.[ii] Aufgrund seiner langjährigen Zuverlässigkeit führen wir hier den S&P 500 Index an, der den Fokus auf die USA legt. Laut den für etwa die letzten 100 Jahre zur Verfügung stehenden verlässlichen Daten zum S&P hat es im Schnitt 26 Monate vom Höhepunkt eines Bullenmarkts bis zur vollständigen Erholung gedauert.[iii] In diesen Zeitraum fallen auch der Abschwung und die Erholung. Dadurch werden zwar Extreme auf beiden Seiten ausgeglichen, es zeigt aber auch, dass Bärenmärkte keineswegs permanente Verluste zur Folge haben müssen, wenn man sie durchsteht. Auf Bärenmärkte folgen stets Bullenmärkte, in deren Rahmen noch höhere Höchststände erreicht werden.[iv]

Der wahre Rückschlag besteht unseres Erachtens darin, die aus dem Bullenmarkt resultierenden Renditen zu verpassen. Während Bullenmärkte die Verluste infolge von Bärenmärkten ausgleichen, besteht unseren Analysen zufolge kein zuverlässiges Gegenmittel für das Verpassen von Bullenmärkten. Unserer Ansicht nach lassen sich entgangene Bullenmarktrenditen in der Regel nicht wieder einholen, ohne übermässig hohe Risiken einzugehen, was einen letztendlich noch weiter zurückwerfen kann. Bei der Beurteilung der Marktvolatilität ist es unserer Meinung nach daher unerlässlich, sich folgende Frage zu stellen: «Wenn ich meine Aktienengagements jetzt veräussere, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich falsch liegen und weitere Aufschwünge verpassen könnte?»

Diese Frage ist alles andere als leicht zu beantworten. Es erfordert Umsicht. Ruhe. Disziplin. Und auch Zeit. Um also das Risiko zu minimieren, dem Irrglauben an eine Korrektur zu erliegen, sollten nach einem Höchststand, wie er am 3. November auftrat, unseres Erachtens frühestens nach drei Monaten einschneidende Massnahmen ergriffen werden. Dies mag beängstigend lang erscheinen, doch man bedenke: Innerhalb von drei Monaten wird sich mit aller Wahrscheinlichkeit zeigen, ob es sich tatsächlich um eine Korrektur handelt. Unsere Analysen zeigen, dass es sich bei Korrekturen um steile und panikbedingte Abwärtsbewegungen handelt, wie es beispielsweise nach den Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump am «Tag der Befreiung» der Fall war.[v] Bärenmärkte weisen dagegen in der Regel eine langsame Rollbewegung ausgehend von Höchstständen auf.[vi] Dies könnte wie ein langsamer, leichter Rückgang erscheinen. Oder aber wie ein Einbruch, gefolgt von einer partiellen Erholung, die weitere Marktteilnehmer anlockt, und einem weiteren Einbruch, dann einer kleinen Rally und so weiter und so fort. Im Allgemeinen verzeichnen die Märkte durchschnittliche monatliche Rückgänge im Umfang von etwa 2 Prozent, sobald sich die Auf- und Abwärtsbewegungen zu einem Trend verfestigt haben.[vii] Da der Markt in nur zwei Wochen doppelt so stark nachgegeben hat, erscheint uns der Rückgang fürs Erste wie eine Korrektur.[viii]

Eine weitere Korrektur-ähnliche Entwicklung zeigt sich unseres Erachtens in folgendem Zusammenhang: Die Kommentatoren bringen die Volatilität mit einem bestimmten Narrativ in Verbindung. In diesem Fall wird unseren Beobachtungen zufolge von einer vermeintlichen Blase bei Künstlicher Intelligenz (KI) ausgegangen. Dies ist ein Thema, das die Anleger bereits seit mehr als zwei Jahren beschäftigt. Dies erscheint uns seit jeher als unbegründete Befürchtung, zumal die beteiligten Unternehmen ihre Gewinne deutlich steigern und nicht wie während der Dotcom-Ära vor 25 Jahren Kapital verbrennen und Verluste anhäufen.[ix] Dies ist unserer Ansicht nach auch nicht die Art von Überraschung, die üblicherweise Bärenmärkte nach sich zieht. Stattdessen halten wir dies für die Art von weit verbreiteten Bedenken, die für gewöhnlich mit Korrekturen gerechtfertigt werden. Dies ist recht häufig zu beobachten.

Zu vernehmen sind auch Gerüchte darüber, dass die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung seitens der US Federal Reserve (Fed) im Dezember abgenommen habe, aufgrund des mittelmässigen US-Arbeitsmarktberichts für September, der aufgrund von Verzögerungen im Zusammenhang mit dem Shutdown der Regierung am Donnerstag endlich veröffentlicht wurde.[x] Da der September nun schon deutlich hinter uns liegt, halten wir dies für eine recht seltsame Annahme. Die Marktstimmung im Hinblick auf die Fed ist aber oftmals merkwürdig. Aber auch dies ist ein seit Langem bestehendes Thema, und wir sind der Ansicht, dass sich die Märkte der Zinsprognosen der Fed durchaus bewusst sind. Der aktuelle Bullenmarkt wies zudem auch ohne Zutun der Fed genügend gute Phasen auf, sodass wir bezweifeln, dass Zinssenkungen plötzlich erforderlich geworden sind.[xi] Auch dies erscheint uns wie ein Korrektur-ähnliches Narrativ.

Dennoch schliessen wir die Möglichkeit eines Bärenmarkts nicht vollständig aus. Nicht weil wir tatsächlich glauben, dass einer bevorsteht, sondern weil Hochmut stets vor dem Fall kommt. Daher werden wir folgende Dinge im Blick behalten:

  • Geht der aktuell steile Rückgang in eine langsamere Abwärtsbewegung über?
  • Kommt die Maxime «Buy the dip» häufiger in den Schlagzeilen zur Sprache?
  • Wird in der Berichterstattung den Bullen oder den Bären an den Aktienmärkten mehr Glaubwürdigkeit geschenkt?
  • Gewinnen angsterfüllte Narrative weiter an Zuspruch?
  • Zeichnen sich andere negative Entwicklungen beinahe unbemerkt ab, und verfügen sie über das Potenzial, sich zu etwas Grösserem auszuwachsen?
  • Nehmen die Marktteilnehmer veraltete, rückwärtsgerichtete Daten als Grundlage für eine optimistische oder pessimistische Beurteilung?
  • Bestehen Anzeichen dafür, dass Probleme in kleinen Nischenmärkten (z. B. Private Credit) übergreifen könnten?

Wir warten also ab, halten die Augen offen, prüfen ein breites Spektrum an Optionen und halten Sie auf dem Laufenden. Fürs Erste dürfte das beste Vorgehen für Anleger unseres Erachtens jedoch darin bestehen, sich in Geduld und Disziplin zu üben und sich auf ihre langfristigen Ziele zu besinnen. Unserer Meinung nach nützen kurzfristige Reaktionen Anlegern weder in einer Korrektur noch in einem Bärenmarkt. Geduld ist das Gebot der Stunde.

 


[i] Quelle: FactSet, Stand: 21.11.2025. MSCI World Index, Rendite mit Nettodividenden, in Euro, 03.11.2025 – 20.11.2025
[ii] Quelle: FactSet und Finaeon, Inc., Stand: 14.11.2025. S&P 500 Kursrendite in USD, 01.01.1928 – 13.01.2025. Angegeben in US-Dollar. Wechselkursschwankungen zwischen dem US-Dollar und Lokalwährungen (einschliesslich historischer Währungsveränderungen) können zu höheren oder niedrigeren Anlagerenditen führen.
[iii] Ebd. Ein Bullenmarkt ist eine lange Phase allgemein steigender Aktienkurse.
[iv] Ebd.
[v] Ebd. Aussage basiert auf dem MSCI World Index, Rendite mit Nettodividenden in Euro, 02.04.2025 – 08.04.2025. Angegeben in Euro. Wechselkursschwankungen zwischen dem Euro und Lokalwährungen können zu höheren oder niedrigeren Anlagerenditen führen.
[vi] Siehe Fussnote iii.
[vii] Ebd.
[viii] Siehe Fussnote i.
[ix] «Magnificent 7 Stocks vs Dot-Com Bubble: What's Different This Time», Chris Beauchamp, IG Bank, 12.11.2025.
[x] «Fed Likely to Not Cut Rates in December Following Delayed September Data, According to Market Odds», Sarah Min, CNBC, 20.11.2025.
[xi] Quelle: FactSet, Stand: 21.11.2025. MSCI World Index, Rendite mit Nettodividenden in Euro, 16.06.2022 – 20.11.2025. Angegeben in Euro. Wechselkursschwankungen zwischen dem Euro und Lokalwährungen können zu höheren oder niedrigeren Anlagerenditen führen.


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