Individuelle Vermögensverwaltung / Marktanalysen
Robuster Einzelhandel im Commonwealth of Nations
Weitere Belege für die unterschätzte Stärke der Nachfrage in den Industrieländern.
Die Finanzschlagzeilen in diesem Jahr sind gespickt mit düsteren Wirtschaftsprognosen, doch jenseits des Atlantiks gibt es nach wie vor positive Signale, die weithin unterschätzt werden. Wie schon die USA zu Beginn der letzten Woche haben nun auch das Vereinigte Königreich und Kanada eine positive Entwicklung der Einzelhandelsumsätze für den August ausgewiesen. Die Daten beziehen sich zwar nur auf einen Monat, stellen unserer Ansicht nach aber einen weiteren Beleg für die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit der Industrieländer dar.
Einzelhandelsumsätze im Vereinigten Königreich im Sommer gestiegen
Die Einzelhandelsumsätze im Vereinigten Königreich zogen im August den dritten Monat in Folge an. Mit einem Plus von 0,5 Prozent im Vormonatsvergleich stiegen sie dabei doppelt so stark wie erwartet (0,25 Prozent).[i] Bekleidungsgeschäfte, Metzgereien und Bäckereien sowie der nicht-stationäre Einzelhandel leisteten den größten Beitrag, was einige Unternehmen der guten Wetterlage im August zuschrieben.[ii] Rückblickend betrachtet gaben die Einzelhandelsumsätze in den drei Monaten bis August im Vergleich zum Dreimonatszeitraum bis Mai um 0,1 Prozent nach.[iii] Es handelt sich hierbei zwar um einen leichten Rückgang. Im Vergleich zu den drei Monaten bis Juli, in denen das Ergebnis gegenüber den drei Monaten bis April um ganze 0,7 Prozent nachgelassen hatte, stellt dies aber eine Verbesserung dar.[iv] Auf noch längere Sicht wird ein Anstieg der Einzelhandelsumsätze im Vereinigten Königreich von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr ersichtlich.[v] Dies sind zwar keine starken Ergebnisse, doch viele Kommentatoren hatten damit gerechnet, dass die Zölle und die Lohnsteuererhöhung im April die britische Wirtschaft merklich belasten würden. Eine solche Belastung kommt unserer Untersuchung nach allerdings in den Daten bisher noch nicht zum Ausdruck.
Kanada verzeichnet volatile Einzelhandelsumsätze in den Sommermonaten
Im Hinblick auf Kanada beginnen wir mit den schlechten Neuigkeiten: Die Einzelhandelsumsätze gaben im Juli um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat nach (auf Wert- wie auch Volumenbasis) und markierten damit den schlechtesten Auftakt für ein drittes Quartal seit drei Jahren.[vi] Von den neun Teilsektoren leisteten lediglich Kraftfahrzeuge und Fahrzeugteile einen positiven Beitrag, während die acht anderen Teilsegmente, allen voran Lebensmittel- und Getränkeeinzelhändler, zum Rückgang beitrugen.[vii] Positiv ist jedoch, dass die Einzelhandelsumsätze im August laut einer vorläufigen Schätzung um 1,0 Prozent gegenüber dem Vormonat angezogen haben.[viii] Zugegeben, diese Meldung betrifft lediglich die Gesamtumsätze und führt keine Einzelheiten zu den Teilsektoren auf. Zudem basiert dieser Wert auf den Angaben von rund 50 Prozent der befragten Unternehmen.[ix] Die durchschnittliche finale Beteiligungsquote liegt bei knapp 90 Prozent, sodass die nächste, umfassendere Schätzung von diesem vorläufigen Bericht abweichen könnte. Vergleicht man den Rückgang um 0,8 Prozent im Juli mit der offenbar soliden Entwicklung im August – und dem noch stärkeren Wachstum von 1,6 Prozent gegenüber dem Vormonat im Juni –, scheinen sich die Einzelhandelsumsätze in Kanada diesen Sommer jedoch insgesamt positiv entwickelt zu haben.[x]
Wie alle Datensätze enthalten die britischen und kanadischen Einzelhandelsumsätze durchaus nützliche Informationen, weisen aber auch Mängel auf. Nützlich ist, dass es sich bei den britischen Daten um Volumenangaben handelt, die inflationsbedingte Verzerrungen berücksichtigen. Damit stellen sie eine Ausnahme unter den Industrieländern dar. Die kanadischen Zahlen für Juli und Juni tragen den Volumina zwar Rechnung, nicht aber die vorläufigen Angaben für August. Die monatlichen Datensätze sind überdies kurzfristiger Volatilität ausgesetzt. Das Vereinigte Königreich verweist im Hinblick auf die Monatsberichte schon seit Langem auf Wettereinflüsse – diese lassen unseren Analysen zufolge aber über längere Zeiträume tendenziell nach. Das Vereinigte Königreich sah sich zuletzt auch mit Schwierigkeiten in Bezug auf die Datenintegrität konfrontiert, da die saisonalen Bereinigungsfaktoren des Office for National Statistics eine zu hohe Volatilität der Einzelhandelsumsätze auswiesen.[xi] Darüber hinaus sind die Einzelhandelsumsätze nicht uneingeschränkt repräsentativ für die Verbraucherausgaben, da sie Warenkäufe widerspiegeln, die meisten Dienstleistungen hingegen nicht berücksichtigen. Im Vereinigten Königreich wie auch in Kanada entfallen jedoch rund 60 Prozent der Gesamtausgaben auf Dienstleistungen.[xii] Zudem sind all diese Daten rückwärtsgerichtet und bestätigen nur das, was die zukunftsorientierten Märkte unseres Erachtens bereits seit Langem eingepreist und von dem sie sich bereits gelöst haben.
Wir sind jedoch der Ansicht, dass auch rückwärtsgerichtete Daten nützlich für Anleger sein können, da diese Berichte die wirtschaftliche Widerstandskraft bestätigen, die die Aktienmärkte diesen Ländern zuvor im Frühling und Sommer zugeschrieben hatten.[xiii] Aus unseren Untersuchungen der Finanzpublikationen ging hervor, dass die Zollsorgen die Marktstimmung im Vereinigten Königreich wie auch in Kanada trübten, zumal die USA der wichtigste Handelspartner Kanadas sind.[xiv] Im Vereinigten Königreich kamen außerdem Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen der Lohnsteuererhöhung im April auf. Wir leugnen diese Belastungsfaktoren nicht, halten es aber für bezeichnend, dass sie bislang keinen wesentlichen oder spürbaren Rückgang der Binnennachfrage nach sich gezogen haben.
Dies sollte im Hinterkopf behalten werden, wenn Kommentatoren in den Industrieländern anführen, dass Zinssenkungen seitens der Währungshüter vonnöten sind, um das Wachstum zu stützen. Während die demografische Entwicklung, die Schwäche am Arbeitsmarkt und die hartnäckig hohen Preise die Stimmung belasten, verzeichnen die Einzelhandelsumsätze ein anhaltend positives Wachstum. Dies spricht unserer Ansicht nach dafür, dass sich die Lage nicht so düster gestaltet wie von vielen befürchtet.
[i] Quelle: FactSet, Stand: 19.09.2025.
[ii] Quelle: Office for National Statistics, Stand: 19.09.2025.
[iii] Ebd.
[iv] Ebd.
[v] Ebd.
[vi] Quelle: Statistics Canada, Stand: 19.09.2025.
[vii] Ebd.
[viii] Ebd.
[ix] Ebd.
[x] Ebd.
[xi] „Retail Sales Rise but ONS Apologies as Statistics Crisis Deepens“, Mark Sweney, The Guardian, 05.09.2025.
[xii] Quelle: Office for National Statistics, Stand: 19.09.2025, und „Canada’s July Retail Sales Drop 0.8%, but Rebound Likely in August“, Promit Mukherjee, Reuters, 19.09.2025. Abgerufen über MSN.
[xiii] Quelle: FactSet, Stand: 22.09.2025. Aussage basiert auf dem MSCI United Kingdom Index mit Bruttodividenden und dem MSCI Canada Index mit Nettodividenden, 31.12.2024 − 19.09.2025
[xiv] Quelle: Statistics Canada, Stand: 22.09.2025.
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