Individuelle Vermögensverwaltung / Marktanalysen
Rückblick auf die Marktentwicklung im Zuge des jüngsten Nahostkonflikts
Die Märkte entwickelten sich unseres Erachtens nach dem üblichen Muster.
Weniger als zwei Wochen, nachdem der jüngste Konflikt im Nahen Osten ausbrach, wurde nach raschen Wendungen ein Waffenstillstand beschlossen, sodass er durch einige führende globale Politiker bereits für beigelegt erklärt wurde. Der Konflikt hat offenbar einen Namen: der Zwölf-Tage-Krieg.1 Die letzten Tage verliefen alles andere als ruhig. So kam es zu einer Beteiligung der USA, iranischen Angriffen auf eine US-Basis in Katar und sogar einer Abstimmung im iranischen Parlament darüber, die Straße von Hormus zu blockieren. Es wird sich zeigen, ob der Waffenstillstand von Dauer ist. Indes sehen wir aktuell eine gute Gelegenheit, um die Marktentwicklung während des Konflikts zu analysieren und weitere Erkenntnisse daraus zu gewinnen. Während Krieg auf menschlicher Ebene stets eine tragische und furchtbare Entwicklung ist, neigen die Märkte unseres Erachtens dazu, ein solches Szenario relativ schnell zu verarbeiten und sich rasch weiterzuentwickeln – was offenbar auch diesmal der Fall war.
Die Reaktion der Aktienmärkte blieb von Anfang an vergleichsweise verhalten, mit weitgehend unveränderter Renditeentwicklung seit dem 13. Juni.2 Verglichen mit den Turbulenzen im April infolge der US-Zollankündigungen fielen die täglichen Schwankungen deutlich moderater aus.3 Die Kommentatoren legten das Hauptaugenmerk auf den Ölpreis, aufgrund von Angebotssorgen angesichts der geografischen Nähe des Konflikts zu wichtigen Förderstätten und Lieferrouten.4 Die Aussicht darauf, dass der Markt nicht mit iranischem Rohöl versorgt werden oder eine blockierte Meerenge den Tankerverkehr lahmlegen könnte, bewirkte einen Anstieg des Preises für Brent-Rohöl – der globalen Benchmark – von 70,84 USD am Donnerstag, den 12. Juni und damit am Tag vor den israelischen Angriffen auf iranische Atomanlagen auf 76,00 USD am nächsten Tag.5 Nachdem der Preis für Brent-Rohöl in der darauffolgenden Woche weiter gestiegen war, verzeichnete er am Montag noch vor Ankündigung der Waffenruhe einen deutlichen Einbruch.6 Sie haben richtig gelesen: US-Luftschläge, iranische Vergeltungsangriffe auf eine US-Basis in Katar und eine Parlamentsabstimmung über die Blockade der Straße von Hormus führten insgesamt zu sinkenden Rohölpreisen. Die Preise sind seitdem kontinuierlich gefallen und lagen zum Handelsschluss am 26. Juni bei 67,64 USD – unter ihrem vor dem Konflikt verzeichneten Niveau.7
Möglicherweise erscheint es kontraintuitiv, dass der Ölpreis gesunken ist, während der Konflikt am Wochenende offenbar eskalierte. Unseren Analysen zufolge ist allerdings die nachlassende Unsicherheit ein bedeutender Impulsgeber, und die Anleger gewannen bereits vor dem Waffenstillstand allmählich größere Klarheit. Die US-Luftschläge beantworteten unserer Ansicht nach die drängende Frage, ob und wann weitere Großmächte dem Konflikt beitreten würden. Der Gegenangriff des Irans auf die Basis in Katar widerlegte offenbar die weitverbreitete Warnung, dass das Land als Vergeltungsmaßnahme die Ölinfrastruktur in der Region angreifen würde. Darüber hinaus votierte das iranische Parlament zwar für eine Sperrung der Straße von Hormus. Es handelte sich dabei aber unseres Erachtens um eine rein symbolische Abstimmung. Die endgültige Entscheidung liegt bei der obersten Führung des Landes, die trotz zahlreicher Drohungen in den vergangenen 40 Jahren die Meerenge nie gesperrt hat.8 Das bedeutet nicht zwingend, dass sie auch dieses Mal davon absehen wird. Jedoch entwickeln sich die Märkte unseren Analysen zufolge auf der Grundlage von Wahrscheinlichkeiten und nicht von Möglichkeiten.
Dies kommt unserer Ansicht nach auch in der Entwicklung der Aktienmärkte zum Ausdruck, die bereits zu ihrer Erholung ansetzten, bevor der Waffenstillstand angekündigt wurde. Dies ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die Märkte funktionieren. Selbstverständlich ist Krieg etwas Grauenhaftes. Doch unseren Analysen zufolge müssen die menschlichen Schrecken des Krieges nicht zwangsläufig eine verheerende Aktien- oder Rohstoffmarktentwicklung nach sich ziehen. Wenn ein regionaler Konflikt ausbricht, spiegeln die Märkte unserer Erfahrung nach im Allgemeinen zunächst die anfänglichen Sorgen und Unsicherheiten wider. Im weiteren Verlauf lässt diese ursprüngliche Reaktion nach, sobald das tatsächliche Ausmaß sichtbar wird. Der MSCI World Index folgte ungefähr diesem Muster und schwankte leicht in den negativen Bereich, als der Konflikt begann, um noch vor der Waffenruhe wieder eine Erholung einzuleiten und schließlich sogar sein Niveau vor dem Konflikt zu übertreffen (wenngleich er hinter dem Hoch von Mitte Februar zurückblieb).9 Am israelischen Markt zeigt sich unseres Erachtens ein ähnliches Bild. Wie wir in der vergangenen Woche festgestellt haben, ist der MSCI Israel seit Kriegsbeginn deutlich gestiegen, und Israel war im vergangenen Jahr das performancestärkste Land im MSCI All Country World Index.10 Der TA-125, eine weitgefasste lokale Benchmark, legte vom Marktschluss am 12. Juni bis zum Waffenstillstand am 23. Juni um 6,5 Prozent zu.11 Demnach blieb also der am direktesten vom Konflikt betroffene Markt widerstandsfähig.
Die Lage kann sich rasch ändern, weshalb wir die Situation weiterhin genau im Auge behalten und unsere Leser auf dem Laufenden halten werden. Bis auf Weiteres folgen die Märkte offenbar dem üblichen Muster bei einem regionalen Konflikt. Historisch gesehen hat es sich für Anleger ausgezahlt, in Zeiten wie diesen Geduld und Disziplin zu wahren.
1 „Iran Orders Closure of Strait of Hormuz — Putting One-Fifth of World’s Oil Supply at Risk“, Anthony Blair und Caitlin Doornbos, New York Post, 22.06.2025. „Israel and Iran Agree to Ceasefire to Bring End to ‘12 DAY WAR,’ Trump Says“, Jack Moore, ABC News, 23.06.2025.
2 Ebd. MSCI World Index, Renditen mit Nettodividenden, in Euro, 13.06.2025 – 20.06.2025.
3 Ebd. MSCI World Index, Renditen mit Nettodividenden, in Euro, 31.03.2025 – 23.06.2025.
4 Siehe Fußnote 1.
5 Quelle: FactSet, Stand: 24.06.2025. Schlusskurs für Brent-Rohöl (in USD) am 12.06.2025 und 13.06.2025. Wechselkursschwankungen zwischen dem US-Dollar und dem Euro können zu höheren oder niedrigeren Investmentrenditen führen.
6 Quelle: FactSet, Stand: 26.06.2025.
7 Ebd. Schlusskurs für Brent-Rohöl (in USD) am 26.06.2025. Wechselkursschwankungen zwischen dem US-Dollar und dem Euro können zu höheren oder niedrigeren Investmentrenditen führen.
8 „RBN Energy Executive Explains Why Iran Isn’t Likely to Close the Strait of Hormuz“, Julie Coleman, CNBC, 23.06.2025.
9 Quelle: FactSet, Stand: 26.06.2025. Die Angaben basieren auf dem MSCI World Index, Renditen mit Nettodividenden, in Euro, 31.01.2025 – 25.06.2025.
10 Ebd. Die Angaben basieren auf den jährlichen Renditen mit Nettodividenden für die Komponenten des MSCI All-Country World Index, in Euro, 31.12.2023 – 31.12.2024.
11 Ebd. TA-125 Kursrenditen in israelischem Schekel, 12.06.2025 – 23.06.2025. Wechselkursschwankungen zwischen dem Schekel und dem Euro können zu höheren oder niedrigeren Investmentrenditen führen.
Dieser Artikel spiegelt die Meinungen, Standpunkte und Kommentare der MarketMinder-Redaktion von Fisher Investments Asset Management, LLC wider, die sich jederzeit und ohne Vorankündigung ändern können. Die Bereitstellung von Marktinformationen dient lediglich der Veranschaulichung sowie zu Informationszwecken. Die Inhalte dieses Artikels stellen weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines bestimmten Wertpapiers dar und treffen keine Aussage darüber, ob eine bestimmte Transaktion oder Anlagestrategie für eine bestimmte Person geeignet ist.
Die Fisher Investments GmbH ist ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) reguliertes und beaufsichtigtes Wertpapierinstitut. Sie verfügt über die Erlaubnis, Wertpapierdienstleistungen mit dem Kerngeschäftsfeld der Finanzportfolioverwaltung in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu erbringen. Die Fisher Investments GmbH hat die fortlaufenden Entscheidungen zur Anlagestrategie auf ihre Muttergesellschaft, Fisher Asset Management, LLC, ausgelagert, die ihren Sitz in den USA hat und vor der US-Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde (Securities and Exchange Commission) beaufsichtigt wird. Die Fisher Investments GmbH, Fisher Asset Management, LLC, sowie weitere Unternehmen der Gruppe erbringen ihre Wertpapierdienstleistungen unter der Bezeichnung „Fisher Investments”.
Die enthaltenen Börsen- und Wirtschaftsinformationen sowie sämtliche Veröffentlichungen in unserem Namen dienen ausschließlich zur Information und stellen weder eine Abgabe einer individuellen Anlageempfehlung in Bezug zu Geschäften mit bestimmten Finanzinstrumenten (Anlageberatung) noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Derivaten oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Die Ausarbeitung spiegelt die allgemeine Meinung der Fisher Investments GmbH oder der Fisher Asset Management, LLC wider und darf nicht als persönliche Anlageempfehlung oder als eine Reflektion der Performance der Fisher Investments GmbH, der Fisher Asset Management, LLC oder ihren Kunden betrachtet werden. Eine Wertpapieranlage ist mit Verlustrisiken bis hin zum Totalverlust verbunden. Die Renditen der Vergangenheit sind niemals eine Garantie für zukünftige Renditen. Investitionen in ausländische Aktienmärkte sind mit zusätzlichen Risiken wie Währungsschwankungen verbunden. Die Preise der Produkte (Anteile, Wertpapiere, Derivate oder sonstige Finanzinstrumente) können sowohl steigen als auch fallen. Auch Erträge (Dividenden, Zinsen usw.) können nicht zugesichert oder garantiert werden. Unter Umständen erhalten Sie nicht den gesamten investierten Betrag zurück. Die in unseren Publikationen zum Ausdruck gebrachten Meinungen, Einschätzungen und Sichtweisen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Die Fisher Investments GmbH oder Fisher Asset Management, LLC übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Fehlerfreiheit der bereitgestellten Informationen oder Ergebnisse.
© Fisher Investments GmbH
Unsere Leitfäden für Anlagen ansehen
Die Anlagewelt erscheint Ihnen manchmal wie ein riesiges Labyrinth? Fisher Investments hat mehrere informative Leitfäden und Schulungsmaterialien entwickelt, in denen verschiedene Anlagethemen erläutert werden.