Individuelle Vermögensverwaltung / Wirtschaft
Unternehmensumfragen liefern einige Gründe, dankbar zu sein
Ein Blick auf die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für November.
In den USA ist es anlässlich des in dieser Woche stattfindenden Thanksgiving-Feiertags Tradition, zum Ausdruck zu bringen, wofür man dankbar ist. Für uns sind dies die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (Purchasing Managers‘ Indexes, PMIs), die jüngst vom Datenanbieter S&P Global veröffentlicht wurden. Trotz der Vielzahl an Spekulationen in den Schlagzeilen legen diese monatlichen Unternehmensumfragen (welche die Breite, wenn auch nicht die Höhe, des Wachstums oder Rückgangs ausweisen und bei denen Werte von über 50 eine Expansion signalisieren) nahe, dass sich der Privatsektor in einigen großen Industrieländern gut entwickelt. Der vorläufige zusammengesetzte PMI (in dem die Daten für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor zusammengefasst werden) für November gab in Deutschland beispielsweise von 53,9 im Oktober auf 52,1 nach, was aber nach wie vor darauf hindeutet, dass ein Großteil der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen im Monat ein Wachstum verzeichnete.[i] Während der PMI für das verarbeitende Gewerbe weiterhin in Kontraktionsterrain verharrte, signalisierte der PMI für den Dienstleistungssektor nach wie vor Wachstum – dies deckt sich mit der Entwicklung in anderen Industrieländern und stellt unseres Erachtens einen unterschätzten Positivfaktor dar.[ii] Während die Ergebnisse in Deutschland weitgehend den Status quo bestätigten, waren andernorts einige interessante Implikationen für Anleger zu beobachten. Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen.
Haushaltssorgen im Vereinigten Königreich überschatten alles
Beginnen wir mit dem Vereinigten Königreich. Dort beherrscht der von Schatzkanzlerin Rachel Reeves vorgelegte Haushalt die Finanzschlagzeilen schon seit Monaten. Gipfeln wird dies in der Abstimmung am Mittwoch, den 26. November. Die Einzelheiten sind weiterhin unklar, und obschon die Regierung bei einigen kontroversen Vorschlägen zurückgerudert zu sein scheint (die sogenannte Villensteuer soll wohl das jüngste Opfer darstellen), sind sich die meisten Experten einig, dass Steuererhöhungen unvermeidbar sind und dass diese Abgaben Unternehmen entweder direkt oder durch Verringerung des Konsums in Mitleidenschaft ziehen werden.[iii]
Diese Gerüchte haben die Marktstimmung im Vereinigten Königreich basierend auf verschiedenen Stimmungsindikatoren getrübt, darunter die jüngste Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK zum Verbrauchervertrauen.[iv] Die von S&P vorgelegten schwächeren vorläufigen PMIs für November stimmen unseres Erachtens somit mit der Stimmungslage überein. Der zusammengesetzte PMI (in dem die Daten für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor zusammengefasst werden) sank von 52,2 im Oktober auf 50,5.[v] Der PMI für den Dienstleistungssektor gab ebenfalls auf 50,5 nach (von 52,3 im Oktober), während jener für das verarbeitende Gewerbe in Expansionsterrain stieg (von 49,7 im Oktober auf 50,2).[vi] Chief Business Economist Chris Williamson von S&P führte diese Schieflage auf den Haushalt zurück und ergänzte, dass sich das Wirtschaftsumfeld auch im nächsten Jahr schwierig gestalten würde „... aufgrund von Spekulationen darüber, dass weitere nachfragesenkende Maßnahmen in den Haushalt aufgenommen werden“.[vii]
Wir können diesen Pessimismus nachvollziehen. Die vielen Versuche und die anhaltenden Spekulationen haben für Unsicherheit gesorgt, die unseren Analysen zufolge Investitionen und Ausgaben hemmen kann, da die Unternehmen abwarten, um zu sehen, mit welchen Maßnahmen sie tatsächlich konfrontiert werden. Unsere Studien zeigen jedoch, dass Unsicherheit in Bezug auf den Haushalt nicht zwangsläufig zu einer Beeinträchtigung des Wirtschaftswachstums im Vereinigten Königreich führt. Das mag zwar schon aus der Erinnerung verschwunden sein, doch im vergangenen Jahr sind die Finanzschlagzeilen zu ähnlichen Schlussfolgerungen gekommen. Reeves verabschiedete Maßnahmen (z. B. eine Erhöhung der Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung und des Mindestlohns), von denen viele Kommentatoren annahmen, dass sie die Unternehmen in Mitleidenschaft ziehen würden. Diese Maßnahmen traten in diesem April in Kraft. Doch nach dem Rückgang im April zog der britische PMI für den Dienstleistungssektor bis November kontinuierlich an.[viii] Laut unseren Analysen haben steuerliche Änderungen sowohl Gewinner als auch Verlierer, aber nicht zwangsläufig einen Konjunkturrückgang zur Folge. Aus Anlegersicht sind wir der Meinung, dass diese Erwartungen in Bezug auf den Haushalt angesichts der zahlreichen Debatten und düsteren Prognosen bereits in den Aktienkursen berücksichtigt sind. Dies könnte für gewisse Erleichterung sorgen, sobald nach der Abstimmung am Mittwoch mehr Klarheit herrscht. Allerdings geben wir wie stets zu bedenken, dass sich kurzfristige Marktentwicklungen unmöglich vorhersagen lassen.
Wie gestaltet sich die Lage mittlerweile in Frankreich?
Auch außerhalb des Vereinigten Königreichs gibt es Belege dafür, dass die politische Unsicherheit nicht unbedingt die Geschäftstätigkeit beeinträchtigt – so etwa in Frankreich. Im Oktober, als Premierminister Sébastien Lecornu aufgrund der festgefahrenen Haushaltsgespräche zurücktrat, nur um sein Amt wenige Tage später wieder aufzunehmen, ging aus dem vorläufigen zusammengesetzten Einkaufsmanagerindex im Oktober hervor, dass die Unternehmen im Land die schwächeren Konsumausgaben auf die volatile Innenpolitik zurückführen.[ix] Wie sah es einen Monat später aus? S&P Global meldete, dass der zusammengesetzte PMI Frankreichs auf ein 15-Monats-Hoch von 49,9 gestiegen war (nach 47,7 im Oktober), was darauf hindeutet, dass weniger Unternehmen einen Rückgang verzeichnet hatten.[x] Darüber hinaus konzentrierte sich die Schwäche auf das verarbeitende Gewerbe (47,8).[xi] Der vorläufige PMI für den französischen Dienstleistungssektor kletterte von 48,0 im Oktober auf 50,8, womit er ebenfalls ein 15-Monats-Hoch erklomm und sich wieder in Expansionsterrain bewegte.[xii]
Unserer Auswertung der jüngsten Daten zufolge sind die französischen PMIs nun seit beinahe drei Jahren vom Bruttoinlandsprodukt (eine von einer Regierung veröffentlichte Kennzahl für die Wirtschaftsleistung) abgekoppelt. Seit Anfang 2023 gab der zusammengesetzte PMI Frankreichs in 29 von 35 Monaten nach.[xiii] Im selben Zeitraum schrumpfte das BIP nur einmal in elf Quartalen. Somit haben die schwachen PMIs unseres Erachtens nicht zu einer rückläufigen Wirtschaftsleistung geführt.[xiv] Die makroökonomischen Auswirkungen der politischen Unsicherheit sind jedoch allgemein eher vorübergehender Natur. Dies ist unserer Ansicht nach immer dann zu bedenken, wenn die Schlagzeilen von harscher Rhetorik und Warnungen beherrscht werden, insbesondere angesichts der Tatsache, dass der Haushalt in Frankreich immer noch nicht verabschiedet wurde.
Shutdown der Regierung hat den Privatsektor in den USA nicht gebremst
Der beispiellose Shutdown der US-Regierung wurde Anfang dieses Monats beendet, sodass Datenfans aufatmen können – bald schon werden der Arbeitsmarktbericht, der Verbraucherpreisindex sowie Angaben zu den Einzelhandelsumsätzen, langlebigen Gütern und dem BIP in den USA wieder zur Verfügung stehen.[xv] Wir begrüßen zwar die offiziellen Datenveröffentlichungen, die zuvor zu beobachtende weit verbreitete Sorge in Bezug auf verzögerte Berichte erschien uns jedoch fehl am Platz. Unseren Analysen zufolge befanden wir uns angesichts der Vielzahl an Datenquellen aus dem Privatsektor, darunter die PMIs, zu keiner Zeit wirklich in einem Blindflug.
PMIs sagen nichts über die Höhe des Wachstums oder des Rückgangs aus, geben aber Aufschluss über die Beobachtungen der Unternehmen. Der vorläufige US-Einkaufsmanagerindex für November signalisierte anhaltendes Wachstum, da der Index für den Dienstleistungssektor bei 55,0 lag (nach 54,8 im Oktober), während jener für das verarbeitende Gewerbe auf 51,9 sank (von 52,5 im Oktober).[xvi] S&P veröffentlicht aber auch andere Einzelheiten, darunter Daten zur Beschäftigung und den Preisen. Erstere zog zum elften Mal in den vergangenen zwölf Monaten an, da die Unternehmen Personal einstellten, um der steigenden Kundennachfrage nachzukommen.[xvii] Was Letztere anbelangt, so machen die Umfrageteilnehmer die Zölle und höheren Löhne für die Preisanstiege verantwortlich. S&P merkte jedoch an, dass „der Wettbewerbsdruck die Preissetzungsmacht verringerte und zur Folge hatte, dass die Verkaufspreisinflation unter den jüngsten Höchstständen blieb“.[xviii] Für uns bedeutet dies, dass die Unternehmen die höheren Kosten nicht in Gänze an die Kunden weitergegeben haben, da sie keine Aufträge verlieren wollten (und die Einbußen hinnehmen konnten).
Anleger sollten sich unseres Erachtens vor Augen halten, dass die Märkte zukunftsgerichtet sind. Außerdem stellen sie unserer Meinung nach einen nützlichen Indikator der erwarteten Wirtschaftsaktivität dar – ganz anders als rückwärtsgerichtete Daten. Ungeachtet der jüngsten Volatilität haben sich US-Aktien nach einer Korrektur zu Jahresbeginn stets parallel zu den globalen Märkten wieder erholt.[xix] Sollte ein deutlicher Konjunkturrückgang bevorstehen, so würden Aktien unserer Analyse der Aktienmarkthistorie zufolge in der Regel als erstes auf Probleme hinweisen.
Diese Einkaufsmanagerindizes bestätigen, dass sich private Unternehmen widerstandsfähiger zeigen als unserer Ansicht nach eingepreist ist. Und obschon dies für die Aktienmärkte nichts Neues sein dürfte, so zeigt dies unseres Erachtens doch, dass der aktuelle globale Bullenmarkt (ein langer Zeitraum mit insgesamt steigenden Aktienkursen) nicht nur auf Spekulationen basiert.
[i] „Largest Federal Employee Union Demands Congress End Shutdown“, Kayla Epstein, BBC, 27.10.2025.
[ii] Quelle: S&P Global, Stand: 25.11.2025.
[iii] „What Is a ‘Mansion Tax’ and How Would It Work?“, Albert Toth, The Independent, 24.11.2025. Abgerufen über Yahoo! Finance.
[iv] „Consumer Confidence Drops Two Points in November to -19“, Redaktion, NielsenIQ, 21.11.2025.
[v] Quelle: S&P Global, Stand: 21.11.2025
[vi] Ebd.
[vii] Ebd.
[viii] Quelle: FactSet, Stand: 25.11.2025.
[ix] „Budget Will ‘Hit a Lot of Small Businesses’“, Robert Trigg und Will Jefford, BBC, 31.10.2024.
[x] Siehe Fußnote ii.
[xi] Ebd.
[xii] Ebd.
[xiii] Quelle: FactSet, Stand: 21.11.2025.
[xiv] Ebd.
[xv] „Trump Signs Funding Bill, Ends Government Shutdown“, Emily Wilkins und Dan Mangan, CNBC, 12.11.2025.
[xvi] Ebd.
[xvii] Ebd.
[xviii] Ebd.
[xix] Quelle: FactSet, Stand: 24.11.2025. Aussage basiert auf dem S&P 500 Total Return Index und dem MSCI World Index, Renditen mit Nettodividenden, 31.12.2024 – 21.11.2025. Dargestellt in US-Dollar. Wechselkursschwankungen zwischen dem US-Dollar und dem Euro können zu höheren oder niedrigeren Investmentrenditen führen.
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