Individuelle Vermögensverwaltung / Marktanalysen

Für einen klaren Überblick über die Anleihevolatilität ist eine globale Perspektive vonnöten

Unseres Erachtens nehmen die Defizitwarnungen ab, wenn man eine breitere Perspektive einnimmt.

Die Finanzschlagzeilen wurden in letzter Zeit von Meldungen zu den Anleiherenditen beherrscht. Dem Großteil der Berichterstattung entgeht dabei unserer Ansicht nach ein offensichtlicher Sachverhalt. Unseres Erachtens besteht im Hinblick auf Probleme an den Anleihemärkten eine sehr einfache Möglichkeit, zwischen Gerüchten und faktischen Meldungen zu unterscheiden. Erfahren Sie hier mehr.

Immer dann, wenn die Renditen langfristiger Anleihen etwas steigen – wie sie es zuletzt getan haben –, ist ein gängiger Irrtum bei einem großen Teil der Berichterstattung zu beobachten: Ein starker Fokus auf einzelne Emittenten, an denen länderspezifische Entwicklungen festgemacht werden.[i] In Großbritannien sind die 30-jährigen Renditen gestiegen, und in den Medien wird dies mit einer Neubildung des Kabinetts in Zusammenhang gebracht, die Gerüchten zufolge dafür sorgen dürfte, dass Sparmaßnahmen im für November erwarteten Haushaltsentwurf keine große Rolle spielen werden.[ii] Dies erweckt den Eindruck, als seien Renditeanstiege ein spezifisch britisches Phänomen. Ebenso wird der Anstieg der 30-jährigen US-Renditen in einer Vielzahl von Publikationen auf Sorgen darüber zurückgeführt, dass es zu Budgetschwierigkeiten kommen könnte, sollte das US-Finanzministerium die Zolleinnahmen in Eile zurückzahlen müssen, nachdem ein Berufungsgericht das Urteil des Internationalen Handelsgerichts, die universellen und reziproken Zölle seien rechtswidrig, bestätigt hatte – als ob nur in den USA Renditeanstiege zu beobachten seien.[iii] Auch in Bezug auf Frankreich wird der sprunghafte Renditeanstieg als inländische Entwicklung gehandelt, wobei die Berichterstattung die Kommentare des Finanzministers über eine potenzielle Rettung durch den IWF unseres Erachtens weiterhin aus dem Zusammenhang reißt und daraus ein Risiko einer Schuldenkrise ableitet.[iv] Die höheren Renditen in Deutschland – so die Berichterstattung – gehen indes auf die von den Anlegern erwarteten höheren Staatsausgaben zurück.[v]

Vier Länder, vier Renditeanstiege, vier vermeintlich inländische Ursachen.

Aber vielleicht steckt doch etwas anderes dahinter? Die Anleihemärkte sind global, und unsere Analysen haben gezeigt, dass die Renditen in den Industrieländern eine starke Korrelation aufweisen – das bedeutet, dass sie sich überwiegend im Gleichschritt bewegen. Für uns impliziert dies, dass die Renditen in diesen Ländern gestiegen sind, weil sie weltweit angezogen haben. Man bedenke: Italien ist seit Neuestem das Paradebeispiel für fiskalische Vernunft in Europa, und dennoch ist die 30-jährige Rendite dort im vergangenen Monat um beinahe 30 Basispunkte (0,3 Prozentpunkte) gestiegen.[vi] Auch in Spanien weisen die Renditen trotz der relativen Ruhe im Hinblick auf das Haushaltsdefizit höhere Niveaus auf.[vii] Dasselbe gilt für Kanada[viii] und auch für Australien.[ix] Sehen Sie selbst. Darstellung 1 veranschaulicht den kumulativen Anstieg der 30-jährigen Renditen in mehreren Ländern seit dem 22. August.

Darstellung 1: 30-jährige Renditen rund um den Globus

Quelle: FactSet, Stand: 02.09.2025. Kumulative Veränderung der Renditen 30-jähriger Benchmark-Staatsanleihen, 22.08.2025 – 02.09.2025.

Unserer Erfahrung nach wird derartigen Entwicklungen viel Beachtung geschenkt, da die Anlegergemeinschaft Anleihen als bieder, langweilig und beständig erachtet. In gewisser Weise sind sie das auch, zumal sie unserer Analyse der historischen Daten zufolge auf kurze Sicht insgesamt weniger schwankungsanfällig sind als Aktien. Aber weniger Volatilität ist nicht gleich keine Volatilität. Unsere Studien zeigen, dass die Anleihemärkte abhängig von der Stimmungslage Auf- und Abwärtsbewegungen verzeichnen. Die aktuelle Entwicklung erscheint uns wie klassische stimmungsbedingte Ausschläge in einem Jahr, in dem insgesamt nur moderate Renditeanstiege zu beobachten waren.[x] Darstellung 2 stellt die jüngste und
die seit Jahresbeginn zu beobachtende Entwicklung der 30-jährigen Renditen gegenüber. Interessanterweise verzeichnen die Niederlande dieses Jahr bislang die stärksten Ausschläge. Die Verschuldung des Landes beläuft sich auf unter 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP, eine von einer Regierung veröffentlichte Kennzahl für die Wirtschaftsleistung) und es bestehen keine Sorgen über ein Haushaltsdefizit.[xi] Es wird vielfach darüber berichtet, dass die niederländische Rentenreform die Nachfrage nach lang laufenden Anleihen belastet, doch dies scheint ein marginaler, eher europaweiter und nicht spezifisch niederländischer Treiber zu sein, wenn man die geringe Zahl an marktfähigen niederländischen Schuldtiteln bedenkt.[xii]

Darstellung 2: Volatilität der 30-jährigen Renditen im Überblick

Quelle: FactSet, Stand: 02.09.2025. Kumulative Veränderung der Renditen 30-jähriger Benchmark-Staatsanleihen, 31.12.2024 – 02.09.2025 und 22.08.2025 – 02.09.2025.

Mit Defizitsorgen lassen sich leicht Schlagzeilen machen. Das ist durchaus nachvollziehbar. Unserer Untersuchung von Finanzpublikationen zufolge bestehen diese in Großbritannien, Frankreich, den USA und vielen anderen Ländern aber bereits seit vielen Jahren – seit sehr vielen.Und das bei hohen wie auch niedrigen Renditen. Sie sind eine schwankende Konstante. Die akute Volatilität mit einer dieser Entwicklungen in Verbindung zu bringen, erscheint uns wie der Versuch, den Schwankungen an den Märkten einen Sinn zu geben – ein klassischer Fehler. Manchmal ist Volatilität einfach nur Volatilität.

Doch lassen Sie uns eine Alternative aufzeigen. Angesichts des leichten Anstiegs der langfristigen Renditen in diesem Jahr und der Zinssenkungen seitens der Zentralbanken haben sich die Zinsstrukturkurven insbesondere außerhalb der USA versteilt.[xiii] Dies stellt laut über einem Jahrhundert an Wirtschaftstheorie und -daten einen recht soliden Konjunkturindikator dar, der auf ein künftig schnelleres Wachstum hindeuten dürfte. Doch statt Jubel ist von den Beobachtern an den Anleihemärkten eher Spott zu vernehmen. Dies ist die Art von falscher Angst, die Bullenmärkte antreibt – ein funkelndes Juwel in der ansonsten grauen „Mauer der Angst“.

Dieser Artikel spiegelt die Meinungen, Standpunkte und Kommentare der MarketMinder-Redaktion von Fisher Investments Asset Management, LLC wider, die sich jederzeit und ohne Vorankündigung ändern können. Die Bereitstellung von Marktinformationen dient lediglich der Veranschaulichung sowie zu Informationszwecken. Die Inhalte dieses Artikels stellen weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines bestimmten Wertpapiers dar und treffen keine Aussage darüber, ob eine bestimmte Transaktion oder Anlagestrategie für eine bestimmte Person geeignet ist.

Die Fisher Investments GmbH ist ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) reguliertes und beaufsichtigtes Wertpapierinstitut. Sie verfügt über die Erlaubnis, Wertpapierdienstleistungen mit dem Kerngeschäftsfeld der Finanzportfolioverwaltung in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu erbringen. Die Fisher Investments GmbH hat die fortlaufenden Entscheidungen zur Anlagestrategie auf ihre Muttergesellschaft, Fisher Asset Management, LLC, ausgelagert, die ihren Sitz in den USA hat und vor der US-Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde (Securities and Exchange Commission) beaufsichtigt wird. Die Fisher Investments GmbH, Fisher Asset Management, LLC, sowie weitere Unternehmen der Gruppe erbringen ihre Wertpapierdienstleistungen unter der Bezeichnung „Fisher Investments”.

Die enthaltenen Börsen- und Wirtschaftsinformationen sowie sämtliche Veröffentlichungen in unserem Namen dienen ausschließlich zur Information und stellen weder eine Abgabe einer individuellen Anlageempfehlung in Bezug zu Geschäften mit bestimmten Finanzinstrumenten (Anlageberatung) noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Derivaten oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Die Ausarbeitung spiegelt die allgemeine Meinung der Fisher Investments GmbH oder der Fisher Asset Management, LLC wider und darf nicht als persönliche Anlageempfehlung oder als eine Reflektion der Performance der Fisher Investments GmbH, der Fisher Asset Management, LLC oder ihren Kunden betrachtet werden. Eine Wertpapieranlage ist mit Verlustrisiken bis hin zum Totalverlust verbunden. Die Renditen der Vergangenheit sind niemals eine Garantie für zukünftige Renditen. Investitionen in ausländische Aktienmärkte sind mit zusätzlichen Risiken wie Währungsschwankungen verbunden. Die Preise der Produkte (Anteile, Wertpapiere, Derivate oder sonstige Finanzinstrumente) können sowohl steigen als auch fallen. Auch Erträge (Dividenden, Zinsen usw.) können nicht zugesichert oder garantiert werden. Unter Umständen erhalten Sie nicht den gesamten investierten Betrag zurück. Die in unseren Publikationen zum Ausdruck gebrachten Meinungen, Einschätzungen und Sichtweisen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Die Fisher Investments GmbH oder Fisher Asset Management, LLC übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Fehlerfreiheit der bereitgestellten Informationen oder Ergebnisse.


[i] Quelle: FactSet, Stand: 04.09.2025. Aussage basiert auf den Renditen 30-jähriger Staatsanleihen aus Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, den USA und Japan, 30.06.2025 – 03.09.2025.

[ii] Ebd. Rendite 30-jähriger britischer Gilts, 01.07.2025 – 03.09.2025.

[iii] „What Happens to Trump’s Tariffs Now That a Federal Appeals Court Has Knocked Them Down?“ Paul Wiseman und Lindsay Whitehurst, Associated Press, 30.08.2025.

[iv] Eine Woche nach seinen Äußerungen werden nach wie vor Meldungen veröffentlicht, die nahelegen, dass Finanzminister Eric Lombard unvermittelt eine potenzielle Rettungsaktion durch den IWF zur Sprache gebracht hat. Unserem Verständnis des fraglichen Interviews nach antwortete er damit allerdings vielmehr auf eine direkte Frage darüber, ob die Behauptungen anderer Politiker, ein Zusammenbruch der Regierung würde zu einer Rettungsaktion führen, überzogen seien.

[v] „Bond Market Dynamics Set to Change as Investor Profile Shifts“, Miriam Mukuru, The Wall Street Journal, 02.09.2025.

[vi] Quelle: FactSet, Stand: 04.09.2025. Aussage basiert auf den Renditen 30-jähriger italienischer Staatsanleihen, 06.08.2025 – 02.09.2025.

[vii] Ebd. Aussage basiert auf den Renditen 30-jähriger spanischer Staatsanleihen, 06.08.2025 – 02.09.2025.

[viii] Ebd. Aussage basiert auf den Renditen 30-jähriger kanadischer Staatsanleihen, 06.08.2025 – 02.09.2025.

[ix] Ebd. Aussage basiert auf den Renditen 30-jähriger australischer Staatsanleihen, 06.08.2025 – 02.09.2025.

[x] Siehe Fußnote i.

[xi] Quelle: De Nederlandsche Bank, Stand: 05.09.2025. „Staatsfinanzen“ für 2024.

[xii] „Secondary Market Practices Committee: European Secondary Bond Market Data“, International Capital Market Association, 2023.

[xiii] Quelle: FactSet und Fisher Investments Research, Stand: 25.08.2025. Aussage basiert auf dem Renditespread zwischen 10-jährigen und 3-monatigen Staatsanleihen aus Großbritannien, Europa (ohne Großbritannien), den USA und Japan, Stand: 25.08.2025. Bei der Zinsstrukturkurve handelt es sich um die grafische Darstellung der Zinssätze eines Emittenten über verschiedene Laufzeiten hinweg – von kurzfristig bis langfristig.


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